Sanierputze

Sanierputzsysteme WTA Merkblatt 2-9-04/D

Sanierputzsysteme sind kein allein heilbringendes Mittel für die Instandsetzung von feuchtem und salzbelastem Mauerwerk. Dennoch ist die weit verbreitete Annahme, “Sanierputze seien Opferputze”, falsch.
Diese Annahme beruht auf der Tatsache, dass Sanierputz oft zur Anwendung kommt, obwohl er für diese Anwendung nicht konzipiert wurde und in der Folge zwangsläufig versagen muss.

Im WTA Merkblatt “Sanierputzsysteme” 2-9-04/D heißt es hierzu unter anderem:
“Sanierputzsysteme werden vorzugsweise auf Mauerwerk mit mehr oder weniger starker Versalzung eingesetzt, vor allem auch als flankierende Maßnahmen, wenn vertikale und/oder horizontale Abdichtungsmaßnahmen ausgeführt wurden.”
und:
” Eine Mauerwerksentfeuchtung ist ohne zusätzliche Maßnahmen weder mit Sanierputzsystemen noch mit anderen Putzen möglich.”   

Sanierputze, die fachgerecht geplant, ausgeführt und nachbehandelt wurden, erreichen Standzeiten wie jeder konventionelle Putz.   

Was unterscheidet WTA Sanierputze von anderen Putzen?

WTA Sanierputze sind hydrophob (wasserabweisend) eingestellt, sie sind hoch diffusionsoffen und haben ein vergleichsweise großes Porensystem.

Was bewirken diese Eigenschaften?

Durch den hydrophoben Putz wird der kapillare Wassertransport, sowohl von der Wand zur Putzoberfläche als auch in umgekehrter Richtung, stark eingeschränkt. Dadurch wird der Transport von gelösten Salzen, der nur mit Wasser in flüssiger Form möglich ist, an die Putzoberfläche, wo die Salze die  bekannten Schäden hinterlassen, verhindert. Die Putzoberfläche verhindert zudem die Wasseraufnahme z.B. bei Regenbeanspruchung. Im Porengefüge des Sanierputzes verdunstet die Feuchtigkeit, die Salze kristallisieren aus und lagern sich in den Poren ab.

Warum WTA Sanierputz und nicht einfach Sanierputz?

Sanierputze nach WTA werden nur zugelassen, wenn neben einigen anderen Kriterien:

  • deren Luftporengehalt > 25 Vol.% ist
  • die Porosität > 40 ist
  • das Wasserrückhaltevermögen > 85 % ist
  • die Salzresistenz nachgewissen ist.

Die noch recht junge Euronorm für Sanierputz, die DIN EN 998-1, stellt keinerlei Forderung an die vier oben genannten, für die Funktion aber so fundamental wichtigen Kriterien.

Nach den Anforderungen der DIN EN 998-1 an Sanierputze würde hier in etwa ein ganz normaler Kalk/ Zementmörtel als Sanierputz durchgehen. Das sind dann meist auch die “Sanierputze” die im Baumarkt angeboten werden. Hierbei handelt es sich nicht etwa um günstige “Sanierputze”, sondern um sündhaft teure ganz normale Maurermörtel. Die EU macht‘s möglich.

Woraus bestehen WTA Sanierputzsysteme?

  • Spritzbewurf (Haftvermittler, Auftrag nur netzförmig)
  • Porengrundputz (kapillar aktiv) herstellerabhängig
  • Sanierputz (hydrophob) auch in weiß erhältlich
  • Deckschichten (Farbanstriche)

Was ist bei der Verarbeitung von WTA Sanierputzsystemen besonders zu beachten?

  • Untergrund Vorbehandlung
    Der Untergrund muss fest, tragfähig und frei von haftungsmindernden Schichten sein. Lose Fugen sind 2 cm tief auszukratzen (Nur lose Fugen).
  • Spritzbewurf
    Der Auftrag muss netzförmig erfolgen, die Deckung der Fläche soll 50% nicht überschreiten.
  • Porengrundputz
    Porengrundputz ist eine Zwischenputzschicht, die bei einigen Herstellern Teil des Systems ist, die Verwendung und Schichtdicke wird nach der Versalzug des  Mauerwerks geregelt. Die Trockenzeiten der einzelnen Schichten sind einzuhalten (i.d.R. 1 mm je Tag).
  • Sanierputz
    Sanierputze müssen je nach Versalzungsgrad ein- oder zweilagig in entsprechenden Schichtdicken, max. aber 40 mm, aufgetragen werden (siehe Tabellen). Sie sind, wie alle anderen Putze, vor zu schneller Trocknung zu schützen, Die Trocknung des Putzes muss aber unbedingt in der Erhärtungsphase (i.d.R. 28 Tage) gewährleistet sein. Dies ist für die Ausbildung der hydrophoben Eigenschaften immens wichtig und für die spätere Funktion des Putzsystems entscheidend. Hier wird der Einsatz von Entfeuchtungsgeräten in Kellern oder Ventilatoren, z.B. an Sockelflächen in der Trocknungsphase, oder das Entfeuchten der Wandoberflächen vor dem Verputzen oft notwendig. Die rel. LF in der Trocknungsphase darf 65% nicht übersteigen.
    Die Trockenzeiten der einzelnen Schichten sind einzuhalten (i.d.R. 1 mm je Tag).
  • Deckschichten
    Deckschichten sind überwiegend Farbanstriche oder Dünnschichtputze. Sie dürfen die Wasserdampfdurchlässigkeit des Sanierputzsystems nicht negativ beeinflussen. Der SD-Wert dieser Schichten darf nicht > 2 sein. Die kapillare Wasseraufnahme von Deckschichten im Außenbereich muss < 0,5 kg/m²h½ sein.

Versalzungsgrade nach WTA

SalzeSalzgehalt in Masse-%
Chloride< 0,20,2 – 0,5 > 0,5 
Nitrate< 0,10,1 – 0,3> 0,3
Sulfate< 0,50,5 – 1,5> 1,5
Belastunggeringmittelhoch

Schichtdicken nach Versalzungsgrad gemäß WTA 

Versalzungsgrad MaßnahmenSchichtdicken
gering1. Spritzbewurf< 5 mm
 2. Sanierputz> 20 mm
mittel bis hoch1. Spritzbewurf< 5 mm
 2. Sanierputz10 bis 20 mm
 3. Sanierputz10 bis 20 mm
oder1. Spritzbewurf< 5 mm
 2. Porengrundputz> 10 mm
 3. Sanierputz> 15 mm